Chroniken von Dorila - Winter für Aeyreon

Montag, 26. Januar 2009

Kapitel 1/Prolog, erster Abschnitt

Stumm standen zwei noch recht junge und dennoch bereits sehr erfahrene Krieger auf dem südwestlichen Mauerabschnitt ihrer Heimatstadt, darauf wartend, dass die anderen beiden Kämpfer ihrer kleinen verschworenen Gruppe sie ablösen kamen. Die Nacht war mondlos, die Sterne schimmerten nur matt am Firmament und eine unangenehme Kälte durchzog die Körper der Menschen. „Spürst du es auch, Berenger? Diese Eiseskälte bereits zum Ende des Herbstes?“, fragte Sinibar, der Sohn des Küchenmeisters und der Hausdame der Familie Jovian. Berenger, der Neffe des Stadtherren Varmon Jovian, blickte hinaus in die beinahe schon greifbare Schwärze der stillen Nacht und atmete mit geschlossenen Augen tief ein und aus. „Ja.“, war alles was er sagte, ohne dabei seinen Kameraden auch nur eines Blickes zu würdigen.
Sinibar schüttelte grinsend den Kopf: Er wurde aus seinem Freund einfach nie wirklich schlau. Selten nur sagte dieser mehr als drei oder vier Sätze. Gefühlsausbrüche, mit Ausnahme von Wutanfällen, hatte er so gut wie überhaupt nicht und es schien geradezu nur so, als ob es ihm Spaß machen würde die anderen Bewohner Aeyreons dadurch zu irritieren. Aber am Schlimmsten war es eigentlich für jemanden, der Berenger nicht sonderlich gut kannte oder ihn gar das erste Mal erblickte, dass er die Wirkung seines augenscheinlich unnahbaren Wesens mit Hilfe seines Äußeren nachhaltig unterstrich: Die Haare, und sogar die Augenbrauen, rasierte er sich jeden Morgen vom Schädel, so dass sich viele feine Narben auf der Kopfhaut, die man in einer hellen Mondnacht weithin in deren Glanze schimmern sah, gebildet hatten. Während eines Kampfes mit einigen Wegelagerern hatte der Krieger die Hälfte des linken Ohres verloren, das nun von einem Narbengeflecht überwuchert war. Außerdem hatte Berenger bei diesem Geplänkel einen weiteren Schwerthieb im Gesicht abbekommen, wodurch er seitdem eine durch eine lange schmale Narbe gespaltene Ober- und Unterlippe sein Eigen nannte. Die Narbe verlief aber auch über sein rechtes Auge, dessen Farbton so stechend hellblau war, wie das linke Auge in einem matten Braunton gefärbt war. Zu Berengers Glück war sein nun durch die Narbe verziertes rechte Auge damals nicht ernsthaft verletzt worden und so war seine jetzige Sehbeeinträchtigung relativ gering geblieben: Ab einer bestimmten Entfernung wurden die Formen und Farben für ihn zu bunten verwischten Schemen. Der breite massige Nacken, der einen Großteil seines Halses zu verschlingen schien, wurde weitestgehend von eisernen Schulterpanzern überdeckt. Den muskulösen Oberkörper schütze Berenger lediglich mit einem hellbraunen Lederkoller auf dem in Höhe des Brustkorbes stählerne Platten angebracht waren. Die eisernen Schienen an seinen Unteramen waren mit scharf geschliffenen Klingen bewehrt, jene an seinen Schienbeinen dagegen waren von etwa zwölf Kesici langen und vier Kesici dicken Metalldornen besetzt, so dass sie aussahen, als wäre der Panzer einer Stachelechse mit Eisen übergossen worden. Berengers Füße steckten in schweren ledernen Stiefeln, die an der Spitze mit Stahl überzogen waren und durch seine gesamte Beinrüstung wirkte seine dunkelbraune Hirschlederhose eher unscheinbar. Doch als wäre das alles noch nicht genug, maß der Henker, wie ihn manche von edlerem Geblüt hinter vorgehaltener Hand nannten, auch noch etwas mehr als vier Kezi und hatte Muskeln wie einer dieser recht wild anmutenden Nordmänner, denen die vier Gefährten vor ungefähr vier Sonnenzyklen auf einer Reise nach Ryksa, der nördlichsten Stadt des Königreiches Sargon, begegnet waren. Für Sinibar vervollständigte sich das gewalttätige Bild, das wohl die meisten Wesen außerhalb von Aeyreon von Berenger haben mochten, aber erst durch die Waffen, die sein Freund stets bei sich trug. Seinen links gegürteten Rabenschnabel, ein Kriegshammer dessen eine Seite traditionsgemäß gefertigt, die andere Seite allerdings ein spitzer und leicht gekrümmter Dorn war, liebte Berenger über alles und er hatte die Angewohnheit stets zu Beginn eines Tages, noch bevor er einer anderen Tätigkeit nachging, den Rabenschnabel mit überwältigender Sorgfalt zu fetten, zu polieren und die Dornenseite zu schleifen. Seine Zweitwaffe, eine Bartaxt, die Berenger nicht minder pflegte und in Kombination mit einem etwas kleinerem metallenem Rundschild im Kampfe mit einer tödlichen Präzision zu führen wusste, hatte der Krieger in der Regel in einer dafür gefertigten Lederschlaufe auf der rechten Seite seines breiten Gürtels hängen, den Schild aber hatte er meistens auf den Rücken geschnallt.

Sadness in the Dawn

...los demonios somos nosotros...

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